IBM: Herbsttarifrunde 2024

19.12.2024

12. Dezember 2024

TV-Altersteilzeit: Ver.di erzielt längere Laufzeit!

Dämpfer: IBM verringert Ausbildung von Nachwuchskräften

Die ver.di-Tarifkommission hat am 09.12.2024 einstimmig das zwischen ver.di und den tarif–gebundenen IBM-Gesellschaften erzielte Tarif-erhandlungsergebnis vom 28.11.2024 angenommen. Ver.di war in die Herbsttarifrunde mit der Forderung nach einem starken Maßnahmenpaket gestartet, um den anstehenden demographischen Wandel, die technologie-getriebenen Businesstransformationen sowie die flächendeckende hohe Arbeitsverdichtung für die Beschäftigten in den IBM Gesell-schaften abzumildern und zu gestalten. Das geforderte Paket zielte zugleich darauf, die Arbeitgeberattraktivität von IBM auf dem hart umkämpften Fachkräftemarkt zu stärken.


Tarifvertrag Altersteilzeit: Ein wichtiges Signal
„Dass wir erstmalig in der Geschichte des Tarif–vertrages Altersteilzeit bei der IBM eine Tarif–vertragslaufzeit von drei Jahren durchgesetzt haben, ist ein wichtiges Signal an die Kolleg:innen und ein Schritt in die richtige Richtung,“ so ver.di-Verhandlungsführerin, Dorothea Katharina Ritter, und ergänzt: „Dies führt zu mehr Planungs-sicherheit sowohl für ATZ-interessierte Beschäftigte als auch für das Unternehmen.“ Die bisherige Beschränkung des TV Altersteilzeit auf jeweilig 12 Monate Laufzeit hatte teilweise zu sogenannten „Torschlusspanik-Anträgen“ geführt aus Sorge, eine Chance zu verpassen.

Bernd Klinkenberg, ver.di-Verhandlungskommissionsmitglied aus der IBM D FMS GmbH, hebt die Bedeutung von ATZ im anstehenden demographischen Umbruch hervor: „ATZ-Modelle erlauben, sowohl unternehmenswichtiges Wissen und Erfahrungsschätze länger im Unternehmen zu halten als auch eine nachhaltige Wissenszirkulation und -transfer proaktiv zu gestalten und sie schaffen lebenszeitgerechte Erleichterungen im Arbeitsleben.“

Erneut 1 Mio. Euro Gesundheitsbudget in 2025
Dirk Wandtke, ver.di-Verhandlungskommissions–mitglied aus der IBM D CSS GmbH, begrüßt, dass sich die Tarifparteien erneut auf ein starkes Gesamtgesundheitsbudget in Höhe von 1 Mio. Euro geeinigt haben: „Damit kann die Gesundheitskommission bewährte Formate fortsetzen und auf neue Bedarfe, die wir nach wie vor im Nachgang zur psychischen Gefährdungsbeurteilung erwarten, reagieren. Insbesondere soziale Zusammenkünfte mit präventiver Ausrichtung sind in diesem Jahr derart gut angenommen worden, dass wir bereits erste Anfragen für 2025 erhalten haben.“

Die paritätisch besetzte Gesundheitskommission entscheidet über die Verwendung von Mitteln in Höhe von 900.000 Euro aus dem Gesamtgesundheitsbudget. Wie die Gesundheitskommission die Mittel verwendet, ist nicht Gegenstand der Tarifverhandlungen; die Entscheidung hierüber obliegt der Gesundheitskommission. Die übrigen 100.000 Euro aus dem Gesamtgesundheitsbudget stehen der Geschäftsführung zu Socializing-Zwecken zur Verfügung. Beide Teil-Budgets sind strikt voneinander getrennt.


Beschäftigte in Schichtarbeit erhalten Zugang zu „PaMa“
Für die IBM D GmbH und die IBM D FMS GmbH werden die Regelungen zu pauschaler Mehrarbeit (kurz paMa) auch in 2025 zu den bestehenden Vergütungssätzen und Ausgleichstagen fortgeführt und um zwei Neuerungen ergänzt: „Wir haben erreicht, dass nun auch Beschäftigte in Schichtarbeit nach den Regelungen der doppelten Freiwilligkeit Zugang zu pauschaler Mehrarbeit erhalten. Dieser Wunsch wurde explizit an uns herangetragen,“ so Frank Remers, ver.di-Verhandlungskommissionsmitglied aus der IBM D GmbH. Zudem haben sich die Tarifvertragsparteien darauf geeinigt, dass die neue Mindestlaufzeit der paMa-Vereinbarung bei sechs Monaten liegt. Damit hat ver.di dem Wunsch der Arbeitgeberseite nach totaler Flexibilisierung einen Riegel vorgeschoben. Denn der Einsatz von PaMa kann nicht über die Missstände in der Arbeitsplanung und eine mangelnde strategische Personalplanung hinwegtäuschen.

Nachwuchskräfteausbildung: IBM sendet ernüchterndes politisches und unternehmerisches Signal
„Im vergangenen Jahr haben wir mit der ‚Vereinbarung Nachwuchskräftegewinnung‘ sicher-gestellt, dass IBM bis zu 100 Ausbildungsplätze für Auszubildende, Dual- und Master-Studierende in 2024 einrichtet. Am Ende hat IBM sogar mehr, nämlich 105 Personen eingestellt. Ein Erfolg, über den wir uns sehr freuen,“ unterstreicht Stephan Hiller, ver.di-Verhandlungskommissionsmitglied aus der IBM R&D GmbH. „Umso weniger können wir nachvollziehen, dass IBM dieses Jahr in der Anzahl der Plätze runtergegangen ist, nämlich auf bis zu 80. Das sendet kein gutes Signal aus: weder in die Belegschaft, noch an potentielle Interessent:innen, noch an die öffentliche Hand, die ein wichtiger Auftraggeber ist,“ fährt Hiller fort. Ver.di-Verhandlungsführerin Ritter fügt hinzu: „Wir erwarten nichts weniger, als dass die IBM hier künftig wieder eine Kurswende zurück zu mehr eigener Nachwuchskräfteausbildung vollzieht. Das verlangt nicht nur die unternehmerische Verant-wortung eines Tech- und Tech-Consulting-Konzerns. Dessen Business-Modell funktioniert wohlgemerkt nur dann, wenn es über hochkompetente Fachkräfte im ausreichenden Maße verfügt. Ebenso gehört es zur gesellschafts-politischen Verantwortung eines global players dieser Liga.“

Für wen gelten die Tarifverträge?
Das Tarifvertragsgesetz regelt, dass Tarifverträge unmittelbar nur für Gewerkschaftsmitglieder gelten. Nur diese fallen beispielsweise unmittelbar unter den Tarifvertrag Altersteilzeit. Für alle anderen gilt nur das, was in ihren jeweiligen Individualarbeitsverträgen steht.

 

 

27. November 2024

Ver.di kämpft für gute Arbeitsbedingungen bei IBM: Verhandlungsauftakt Herbsttarifrunde 2024


Stuttgart, 27. November 2024. Am Mittwoch-nachmittag starten ver.di und die tarif-gebundenen IBM Gesellschaften in die dies-jährigen Herbsttarifverhandlungen. Während die Frühjahrstarifrunde für IBM und ver.di regelmäßig im Zeichen der Entgeltausein-andersetzung steht, geht es im Herbst traditionell um zentrale qualitative Themen: Altersteilzeit, Gesundheitsbudget, Mindest-zahlen für Auszubildenen-, Dual- und Master-studierendenplätze sowie pauschale Mehr-arbeit. Hierfür fordert ver.di ein mit einem starken Budget hinterlegtes Maßnahmen-paket. Denn dies ist die Mindestvoraus-setzung, um nachhaltige und solide Antworten auf demographischen Wandel, technologie-getriebene Businesstransformationen, eine flächendeckende hohe Arbeitsverdichtung unter den Beschäftigten sowie die harte Konkurrenz um Fachkräfte am Markt zu entwickeln. Zusätzlich will ver.di eine ver.di-Mitgliederbonusregelung ausloten.

Ver.di fordert, dass IBM mindestens so viele Nachwuchskräfte ausbildet, wie es der aktuelle, mittel- und langfristige Unternehmensbedarf erfordert. Dies verlangt nicht nur die unternehmerische Verantwortung sondern auch die gesellschaftliche eines globals players, der den Public Sector als wichtigen Kunden bewertet.

Ein starkes Gesundheitsbudget zahlt auf die Arbeitgeberattraktivität ein: in allen Altersgruppen gleichermaßen. Die systemisch bedingten Gesundheitsbelastungen wie hohe Arbeitsverdichtung, unklare Zielvorgaben im Performance-management – um nur einige zu nennen – können die Maßnahmen aus dem Gesundheitsbudget nicht beseitigen. Sie mildern aber zumindest ab.
Attraktive Alterszeitregelungen sind eine wichtige Stellschraube, um einen hohen Wissens- und Erfahrungsschatz im Unternehmen zu halten und seinen Transfer zu gestalten. Beide Dimensionen sind für ein Tech- und Tech-Consulting-Unternehmen, das per se ein Wissensbusiness ist, existentiell.

Du unterstützt diese Forderungen und möchtest gute Tarifabschlüsse? Dann warte nicht länger: Und werde Mitglied!